Eröffnungsrede, GEHAG FORUM - Deutsche Wohnen

"Dass eine Ausstellung auf das Publikum losgeht wie ein kontrollierter Vulkanausbruch, kommt nicht alle Tage vor. Von der Kunst sind wir zwar eine Menge gewöhnt. Aber dass uns jemand mit überdimensionalen Gemälde-Kuben unseren Raumsinn penetriert, das ist selten. Das Faszinierende an den expressiven Bilderpaaren von David Gessert, ist ihre Überhitzung, ihre vulkanische Erzählsituation: Eine private, in jeder Hinsicht unübliche Geschichte - Ängste, Träume, Existentielles in Form einer leidenschaftlichen Comic-Affäre ohne roten Faden - explodiert und ergießt sich in einer ungezügelten Farb-, Figuren- und Ornamentlawine über sechs Schau- und Rückseiten plus Seitentafeln. Einige Titel lauten z.B.: "Der Hüter der Hoffnung", "Faktencheck", "Der Schönseher". Gessert nimmt uns mit auf eine Weltwanderung der glühenden Art. Die Fähigkeit, noch das kleinste Irrsinnsobjekt einer sphärisch knisternden Haltung auf die Erlebnishöhe einer metropolitanen Party zu heben, sie mit dem Bildreichtum einer epischen Rhapsodie auszustatten, besitzt Gessert auf ziemlich einzigartige Weise. Im zweiten Stock, in dem er diverse freie Tusche-Zeichnungen zeigt, die parallel zu den Bildern entstehen, wird das Techno-Seelendurcheinander im flirrenden Strich, in seiner nervösen Struktur, im Urknall der Emotionen - Gessert berichtet aus dem "Sommer-Irren-House" - besonders gut sichtbar...."

Text (gekürzt) von Christoph Tannert,Geschäftsführer des Künstlerhauses Bethanien,, Berlin (2012)